Mitteilung
der Hopi an die Vereinten Nationen
von
Hr. Thomas Banyacya
von der Souveränen Hopi Nation
Kykotsmovi, Arizona
10.
Dezember 1992
Die
Präsentation des letzten Redners Hr. Thomas Banyacya wurde durch drei Schreie
von Oren Lyons, Glaubenshüter der Six Nations und erster Redner des Tages
eingeleitet.
Die
Schreie bedeuteten die Ankündigung des grossen Geistes an die versammelten
Leute, mit der Absicht, dass nun eine Mitteilung von grosser spiritueller
Bedeutung erfolgt. Dann verstreute Thomas Maismehl neben
das Podium der Generalversammlung und hielt eine kurze Ansprache in der Hopi
Sprache:
„
Die Hopi Glaubensvertreter wissen von einer alten Prophezeiung , dass die Mächtigen
dieser Welt in einem grossen Haus der Beratung (House of Mica) zusammenkommen
werden um über Regeln und Vorschriften zu beraten, damit die Probleme dieser
Welt ohne Krieg gelöst werden können. Ich bin erstaunt darüber, dass Sie
heute alle hier sind und sich die Prophezeiung erfüllt.“
Aber
es war nur eine Handvoll Delegierter der Vereinten Nationen aus aller Welt
anwesend um dem „Motee Dialekt“ (alte Hopi-Sprache) zuzuhören.
„Mein
Name ist Banyacya vom Wolf-, Fuchs- und Coyoteklan und ich bin ein Mitglied der
Freien Hopi – Nation.“
Hopi
heisst in unserer Sprache friedvolles, freundliches, liebenswürdiges,
wahrheitsliebendes Volk. Der traditionelle Hopi folgt dem heiligen Pfad
Massaw’s dem grossen Geist.
Wir
haben die heilige Pflicht, seinen Lebensplan zu befolgen, welche auch die
Verantwortung für sein göttliches Ziel beinhaltet, Sorge zu tragen zu diesem
Land und seinen Bewohnern.
Wir
haben nie mit irgendwelchen Staaten Verträge abgeschlossen, inkl. USA, aber über
Jahrhunderte haben wir unser heiliges Abkommen geachtet.
Unsere
Ziele sind weder politische Macht noch Reichtum oder militärischer Einfluss,
sondern das Gebet und das Wohlergehen allen Lebens und die Erhaltung der Erde in
ihrem natürlichen Zustand.
Immer
noch sind wir im Besitz unserer uralten, heiligen Steintafeln und unserer religiösen
Gemeinschaften, welche die Grundlage für das Leben der Hopi bilden.
Unsere
Geschichte erzählt, dass unsere weissen Brüder ebenfalls solche heiligen
Objekte und religiöse Grundlagen bewahren.
Im
Jahr 1948 versammelten sich alle Hopi – Klanführer
und sprachen über verschiedene Angelegenheiten, von denen ich spürte,
dass sie von enormer Wichtigkeit für die ganze Menschheit waren.
Sie
bestimmten vier Dolmetscher oder Übersetzer, von denen ich heute der letzte
Lebende bin. Ich erhielt damals von den Klanführern eine heilige Gebetsfeder.
Ich
bildete einen Ausschuss, um die Botschaft der Hopi zu bewahren. Die Botschaft
der Prophezeiung vom Frieden und den Warnungen, welche uns seit der Zeit bekannt
ist, als unsere Vorfahren aus der letzten Welt kamen, die durch die Sintflut
zerstört wurde.
Meine
Aufgabe war, dafür zu sorgen, dass der Urbevölkerung in diesem „grossen Haus
der Beratung“ Einlass gewährt wird.
Die
Ältesten rieten mir viermal anzuklopfen und dieses Komitee gewährte uns
Zugang, nachdem ich im Oktober 1991 John Washburn vom Generalsekretariat der
Vereinten Nationen einen Brief und eine heilige Gebetsfeder überreicht habe.
Hier
und heute bin ich der Übermittler der Hopi – Botschaft an Sie.
Wir
haben nur zehn Minuten Sprechzeit, es ist schon spät und somit werde ich eine
kurze Erklärung abgeben.
Bei
der Versammlung im Jahr 1948, die Hopi – Ältesten waren 80, 90 und sogar 100
Jahre alt, erzählten sie , dass der Schöpfer die erste Welt in perfektem
Gleichgewicht erschaffen hat. Die Menschen sprachen eine einheitliche Sprache,
aber sie wendeten sich vom Glauben ab. Sie missbrauchten ihre geistigen Kräfte
für selbstsüchtige Zwecke. Sie gehorchten nicht den Regeln der Natur.
Wahrscheinlich
wurde die Welt durch ein gewaltiges, welterschütterndes Erdbeben, wie ihr das
nennt, zerstört. Kontinente brachen auseinander und Länder versanken im Meer.
Viele Menschen starben und nur einige wenige überlebten die Katastrophe.
Diese
wenigen friedfertigen Menschen kamen auf die zweite Welt. Sie wiederholten die
Fehler und die Welt wurde durch Frost und Eis zerstört. Ihr nennt es die grosse
Eiszeit.
Ein
paar wenige Überlebende kamen in die dritte Welt. Diese Welt überdauerte eine
lange Zeit und wie in den vorangegangenen Welten sprachen die Menschen eine
gemeinsame Sprache. Die Menschen erfanden viele Maschinen und Geräte von hohem
technischen Niveau, welche das Leben bequemer machten, auch viele Erfindungen,
die man in der
heutigen
Welt nicht kennt. Sie hatten auch geistige Kräfte, welche sie zum allgemeinen
Wohl benutzten.
Nach
und nach wendeten sie sich von den Naturgesetzen ab und befassten sich mit
materiellen Dingen. Am Ende frönten sie nur noch dem Spiel und spotteten über
den Glauben.
Niemand
hielt sie von diesem Weg ab und so wurde die Welt durch die Sintflut zerstört,
welche in den Geschichten und den Religionen vieler Nationen erwähnt wird.
Die
Alten erzählten, dass wieder nur wenige Menschen überlebten und auf diese
vierte Welt kamen, auf der wir heute alle leben.
Die
Welt ist wieder in einem erschreckenden Zustand, trotzdem uns der grosse Geist
verschiedene Sprachen gab, uns zu den vier Enden der Welt schickte und uns
aufgetragen hat, zur Erde, mit allem was sich darin befindet, Sorge zu tragen.
Es
gibt eine Kachinarassel der Hopi, welche die Erde symbolisiert. Der äussere
Kreis bezeichnet die Zeitlinie und weist uns darauf hin, dass wir uns in den
letzten Tagen der Prophezeiung befinden.
Was
haben Sie, als Einzelperson, als Nation und als Bewohner dieser Welt getan, um
zu dieser Erde Sorge zu tragen?
Heutzutage
vergiften die Menschen ihre eigene Nahrung, ihr Wasser und die Luft mit den Abfällen
der Zivilisation. Viele von uns, selbst die Kinder sind am verhungern. Viele
Kriege sind zur Zeit im Gange. Gier und Interesse für materielle Dinge ist weit
verbreitet.
In
der westlichen Hemisphäre (Erdhälfte), unserer Heimat, sind viele Angehörige
der Urbevölkerung ohne Land, ohne Heim, haben nichts zu Essen und erhalten
keine medizinische Betreuung.
Die
Hopi wissen, dass die Menschen viele neue Technologien entwickeln, die uns
schaden.
Wir
haben in diesem Jahrhundert den ersten und den zweiten Weltkrieg erlebt. Im
zweiten Weltkrieg fiel der vorhergesagte „Kürbis der Asche“, welchen ihr
Atombombe nennt, vom Himmel und führte zu fürchterlichen Zerstörungen. Viele
tausend Menschen starben in Hiroshima und Nagasaki.
Für
viele Jahre bestand grosse Furcht und die Gefahr eines dritten Weltkrieges.
Viele Hopi glaubten, dass der „Golfkrieg“ der Beginn des dritten Weltkrieges
sei, aber er wurde beendet und die schrecklichsten Zerstörungswaffen kamen
nicht zu Einsatz.
Es
ist nun an der Zeit, eine Wahl für unsere Zukunft zu treffen. Wir haben noch
eine Wahl.
Wenn
Sie, die Nationen dieser Erde, einen neuen grossen Krieg beginnen, dann, glauben
die Hopi, wird sich die Menschheit selbst zerstören und zu Asche verbrennen.
Darum
weisen die gläubigen Ältesten die Vereinten Nationen mit Nachdruck darauf hin,
die geistlichen Anführer der Urbevölkerung sobald wie möglich anzuhören.
Die
Natur selbst spricht keine Sprache, die wir leicht verstehen können. Ebenso
wenig können die Tiere und die Vögel , die vom Aussterben bedroht sind, zu uns
sprechen.
Wer
in dieser Welt kann für die Natur und die geistige Energie sprechen, welche
erschafft und durch alles Leben fliesst.
Auf
jedem Kontinent gibt es Menschen wie Sie, welche sich jedoch nicht vom Landleben
und der Natur entfremdet haben. Durch ihre Stimmen spricht die Natur zu uns. Sie
haben diese Stimmen und ihre Botschaften aus allen Ecken der heutigen Welt gehört.
Ich
habe verschiedene Religionen studiert und miteinander verglichen, und ich denke
Sie kennen die Konsequenzen, wenn das natürliche und spirituelle Gleichgewicht
zerfällt, auch aus der Geschichte Ihrer eigenen Länder und Kulturen.
Die
einheimischen Völker dieser Welt haben Ihnen berichtet, wie ihr Leben und ihre
Heimat zerstört wird, über den Raubbau an der Natur und wie ihre heiligen
Rituale und Sitten entweiht werden.
Es
ist an der Zeit, dass die Vereinten Nationen ihre Verantwortung wahrnehmen und
interveniert, damit diese Ereignisse aufhören.
Das
„Four Corners“ Gebiet der Hopi wird von vier heiligen Bergen begrenzt.
Innerhalb davon befindet sich unser spirituelles Zentrum und unsere Prophezeiung
sagt, dass er als heiliger Ort für das Überleben und die Zukunft der
Menschheit von Bedeutung ist und deshalb in seinem natürlichen Zustand belassen
werden muss. Alle Nationen sind aufgefordert, sich für den Schutz dieses
geistigen Zentrums einzusetzen.
Die
Hopi und alle echten Einheimischen halten durch Gebete, Fasten und religiöse
Zeremonien das Land im Gleichgewicht. Unsere geistlichen Oberhäupter halten das
Land in der westlichen Hemisphäre für alles Leben, inklusive der Menschen, im
Gleichgewicht. Niemand in der westlichen Welt oder sonst wo auf dieser Welt darf
von seinem Heimatland vertrieben werden.
Befehle
zur Umsiedlung, wie das öffentliche Gesetz (Public Law) 93-531 der Vereinigten
Staaten von Amerika, müssen aufgehoben werden. Auch die Vereinten Nationen
befinden sich auf unserem Stammland.
Die
Vereinten Nationen reden über Menschenrechte, über Gleichgewicht und
Gerechtigkeit, doch bis heute hatten die Urvölker nie eine wirkliche Chance,
vor diesem Gremium zu sprechen.
Es
sollte die Aufgabe Ihrer Länder und dieser Institution sein, Ihren Einfluss und
Ihre Verantwortung geltend zu machen, um den zerstörerischen Machenschaften
verantwortungsloser Menschen Einhalt zu gebieten und die Wunden der Erde zu
heilen.
Die
Hopi – Ältesten wissen, dass das Ihre Aufgabe ist und sie erwarten, dass Sie
jetzt handeln.
Die
Natur, die Überlieferungen der ersten Menschen, und der Geist unserer Ahnen
warnen Euch eindringlich.
Heute,
am 10. Dezember 1992 , bewahrheiten sich unsere Prophezeiungen. Sie sehen die
Zunahme von Überschwemmungen, zerstörerischen Wirbelstürmen, Hagelschlägen,
Klimaveränderungen und Erdbeben. Selbst Tiere und Vögel warnen uns mit
abnormen Verhaltungsänderungen, wie das Stranden der Wale.
Warum
benehmen sich Tiere so, wie wenn sie wüssten, wie es um die Erde steht und
warum benehmen sich die Menschen so, wie wenn sie davon nichts wüssten?
Wenn
die Menschheit durch diese Warnungen nicht wachgerüttelt wird, kommt der Tag
des jüngsten Gerichts und die Welt wird zerstört werden, wie die vorherigen
Welten zerstört wurden.
(Thomas
und Oren Lyons halten die Zeichnung eines grossen Felsens aus dem Hopi – Land
zum Publikum)
Die
Zeichnung zeigt Teile der Hopi Prophezeiung.
Es
gibt zwei Wege:
Der
eine mit Technologie, aber ohne Achtung vor der Natur und dem Glauben, mündet
in der Zick-Zack Linie, die das Chaos bedeutet.
Der
andere Pfad beschreibt den Weg der Harmonie mit der Natur.
Hier
sehen wir eine Linie, die wie eine Brücke beide Wege verbindet. Wenn wir zurückkehren
zum Weg des Glaubens und der Harmonie unserer Herzen, können wir das Paradies
auf Erden verwirklichen.
Wenn
wir nur den oberen Pfad weitergehen, werden wir alles zerstören. Es liegt an
uns, den Kindern dieser Erde, die Botschaft zu hören, bevor es zu spät ist.
Die
Ältesten ersuchen die Vereinten Nationen, während diesem „ Internationalen
Jahr der indigenen Völker“, die Türen für alle geistlichen Oberhäupter aus
allen vier Himmelsrichtungen dieser Erde offen zuhalten, damit diese so bald als
möglich ihre Anliegen, auch mehr
als ein paar Minuten, vortragen können.
Die
Ältesten beantragen im weiteren, dass acht Untersuchungsteams die Gebiete der
Naturvölker dieser Welt besuchen und beobachten, damit sie die Wahrheit an die
Öffentlichkeit bringen was dort vorgeht, und die verantwortlichen Nationen
hindert, den Weg der Selbstzerstörung weiterzugehen.
Jeden
Vertreter von Ihnen, der mehr über die Visionen und die spirituelle Kraft der
Ältesten lernen will, lade ich ein nach Hopiland zu kommen, um mit unseren
geistlichen Oberhäuptern in ihren heiligen Kivas zusammenzusitzen und zu
erfahren, wie sie ihre uralten Geheimnisse des Lebens und der Harmonie
offenbaren.
Ich
hoffe, dass alle Mitglieder dieses Rates die wissen, dass man vom Weg des
Glaubens nicht nur reden soll, sondern um wirklichen Frieden und Harmonie zu
erreichen, den Satz nachleben muss, der auf den Mauern des UNO – Gebäudes
steht:
Lasst
uns aus den Schwertern Pflugscharen schmieden
Und den Krieg für immer begraben.
Lasst
uns damit beginnen, jetzt !
Epilog
In
der Nacht vor den Präsentationen der Urbevölkerung dieser Welt vor den
Vereinten Nationen fand am klaren Himmel über New York eine totale
Mondfinsternis statt.
Am
Abend nach der Präsentation von Hr. Banyacya und den anderen Vertretern der
Naturvölker begann es stark zu regnen und ein kräftiger Wind fegte durch die
Stadt.
Die
Meteorologen warnten vor einem Schneesturm, doch am nächsten Tag ereigneten
sich die schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte New York’s.
Autobahnen
wurden hinweggespült und selbst die Untergeschosse der Vereinten Nationen
wurden überflutet, was einen Ausfall der Heizung und der Klimaanlagen zur Folge
hatte. Sämtliches Personal wurde daraufhin um 15.00 Uhr nach Hause geschickt.
Im
Konferenzraum im Erdgeschoss, wo am 11. Dezember verschiedene Treffen von
Ureinwohnern und Vertretern von UNO – Dienststellen stattfanden, rief Thomas
Banyacya spontan alle Teilnehmer, inklusive UNO – Offizielle dazu auf, einen
grossen Kreis zu bilden.
Thomas
rief alle Ältesten zusammen und ebenfalls einige Nicht – Ureinwohner.
Alle
beteten stumm.
Dass
Menschen aus allen vier Himmelsrichtungen dieser Erde miteinander einen Kreis
bildeten, war mehr als nur ein symbolischer Akt.
Eine
Teilnehmerin sagte später, sie hätte sich noch nie so sicher gefühlt, wie an
diesem Ort.
Später
bemerkten mehrere Anwesende, dass der Sturm abklang und in Manhatten keine
weiteren Schäden anrichtete.
Übersetzung: Jürg Künzi